Ein zauberhafter Ort, nicht nur für Paare: Das Hotel “Anassa” liegt ganz im Westen Zyperns
Ein Hotelportrait von Dirk Lehmann (Foto und Text)
„Dem Gast fehlte ein Knopf am Anzug, es war ein Armani-Anzug. Und der Gast wollte gleich drei neue Knöpfe, damit der Anzug einheitlich aussehe. Die sollten unbedingt wieder von Armani sein“, Marty macht eine Handbewegung, die die Unabdingbarkeit der Forderung unterstreichen soll. „Doch in Zypern gab es keine Armani-Knöpfe. Und der Gast sprach mich an, ob ich ihm bis zum Abend die Knöpfe aus Italien besorgen könne. Kosten würden keine Rolle spielen.“
30.900 Euro – für drei Knöpfe
Marty ist der Chef-Concierge des Hotels „Anassa“, und er erzählt diese Episode aus seinem Arbeitsalltag mit einer Nonchalance, die nicht verrät, wie er das Ansinnen des Gastes einschätzt – als wahrlich wichtig oder völlig verrückt. „Ich habe eine Privatmaschine gechartert und bin nach Mailand geflogen, um die Knöpfe zu kaufen. Wussten Sie, dass drei Armani-Knöpfe 900 Euro kosten?“ Ich schüttel den Kopf. Und frage, wie teuer die gesamte Aktion war? Marty wägt ab, vielleicht will er mir den genauen Preis nicht verraten. „Rund 30.000 Euro.“ Er lächelt, als wolle er sagen, so sind die Menschen nunmal…
Einfach, aber gut: Halloumi-Käse, Rindfleisch, Hähnchenbollen, und Sesamkartoffeln
Wir sitzen beim Mittagessen am Tisch des Pool-Restaurants des „Anassa“ auf Zypern. Eine Pergola schützt uns vor der Sonne, Kellner bringen kleine Teller mit gebratenem Halumi-Käse und einfach angemachtem Salat, mit mariniertem Fleisch und gegrillten Hähnchenkeulen, dazu Brot und Sesamkartoffeln. Sie platzieren das alles auf einem mit rustikal eingedeckten Holztisch. Es wird eines der besten und vielleicht auch aufwändigsten einfachen Essen sein, das ich seit langer Zeit esse.
Ein Schloss? Ein Park? Ein Hotel!
Ich sehe über die Pool-Landschaft hinter uns, drei ineinander überlaufende Becken, eine Liegewiese mit weißen Sonnenschirmen, goldbrauner Sandstrand, dahinter das Meer. Blau, weit, die Wellenkämme glitzern. Das Hotel selbst thront auf einem Hügel, ein weißes Schloss mit Rotunden und Erkern, Balkonen und Terrassen, umgeben von unzähligen Nebengebäuden in einer großen Parklandschaft mit Zypressen und Mimosen, Zitronen- und Olivenbäumen. Die Luft duftet nach den Kräutern des Sommers. Ich kenne viele Hotels. Aber in Europa kaum eins, dass so sehr dem Ideal eines Luxus-Resorts entspricht wie das Anassa. Es ist Ort mit einem ganz eigenen Zauber.
Balkontüren lassen den Sommer herein ins große Zimmer – ein Refugium auf Zeit
Und mit einer ganz besonderen Kraft. Marty hat sich meiner nach dem Einchecken angenommen, ein kurzes Gespräch mit der Intention zu verstehen, was für Gäste diese Hotel anzieht. Anfangs hieß es, Besucher aus aller Welt, Ruhesuchende, Familien, Feriengäste, die auch mal zwei oder gar drei Wochen bleiben. Es sollte beiläufig klingen, selbstverständlich.
Das Anassa hat Ansprüche auch an den Gast
Doch wir wissen natürlich, dass dieses Hotel ein anspruchsvoller Ort ist. Zuerst einmal stellt es Ansprüche an das Girokonto, 500 Euro kostet ein Zimmer pro Nacht. Dann stellt es Ansprüche an die Bereitschaft des einzelnen, sich auf diese Abgelegenheit einzulassen – man reist nach Zypern, fährt dann über die halbe Insel, bis ganz in den Westen, wo sich der Akamas Nationpark wie das Horn eines Nashorn ins Mittelmeer reckt. Kurz hinter dem Hotel enden alle asphaltierten Straßen, und es geht nur noch mit dem Allradfahrzeug weiter. Mehr Einsamkeit gibt es auf Zypern nicht. Überhaupt kenne ich nur wenige Orte, die so souverän das Nebeneinander von Luxus und unberührter Natur feil bieten.
Großer Auftritt: Über die Freitreppe geht es zu den Restaurants und ins Spa – zu Mariusz
Bevor sich mir die Gelegenheit bietet, die nach dem Sohn des Theseus benannte Akamas-Halbinsel kennen zu lernen, begegne ich Mariusz. Der Pole arbeitet im Spa des Hotels und beeindruckt mich erst mit seiner ruhigen Art, dann mit seinem Wissen über den Körper des Menschen. Er massiert mich, erkennt an meinen Waden und Oberschenkeln, dass ich Rennradfahrer bin, und an meiner Schultermuskulatur, dass ich gern schwimme, aber nicht oft genug. Er knetet und drückt und zieht. Und für einen Moment könnte man wirklich glauben, dass eine Massage eine Lösung ist für all die Verspannungen und die anderen gesundheitlichen Probleme. Dabei ist es nur ein Teil des Puzzles.
Und eine unglaubliche Wohltat. Danach strecke ich mich auf einer Liege am Strand aus, das Meer rauscht eintönig vor sich hin, es dauert nur ein paar Minuten, bis ich weggedöst bin. Als ich wieder aufwache, hat man mir den Sonnenschirm gedreht, damit ich etwas im Schatten liege, und ein Glas Wasser auf das Tischchen gestellt. Sehr aufmerksam. Das gefällt mir besonders, wie das von der deutschen Hoteldirektorin Caroline Filtzinger geleitete Team mit den Gästen agiert: offen, unerschrocken, auch zu Scherzen bereit (etwa die Kellnerin, die mir von der Tür zur Frühstücksterrasse ins Foto tanzt), aber immer service-orientiert, immer auf den Punkt. Das ist moderner Luxus.
Wie ein Schloss thront das Anassa über Zypressen und Olivenbäumen, unter denen man frühstückt
Der unglaublich dicke Mann hat sich zu einer Art Cyborg verwandelt, ein Bluetooth-Headset steckt permanent in seinem Ohr, auf der Nase trägt er eine großformatige Ski- oder Radbrille mit orange gefärbten Gläsern, und am Handgelenk baumelt eine fette Uhr, die viel mehr anzeigen kann als nur die Zeit – etwa auch Höhe, Temperatur, Himmelsrichtung…
Aphrodite und die Schildkröten
Wer Menschen vor allem nach ihrem Äußeren bewertet, für den ist die Tour mit dem unglaublich dicken Mann ein Muss. Beeindruckend, mit welcher Kompetenz er einem diese Landschaft erklärt, dass sie ihren Namen trage nach dem Sohn des Theseus und der Helena, der nach dem trojanischen Krieg hier gelandet sein soll. Dass auf Zypern Aphrodite nach ihrer Geburt im Meer zum ersten Mal an Land ging. Dass 35 der hier vorkommenden Pflanzenarten endemisch sind. Dass Meeresschildkröten am Strand ihre Eier legen.
Unendlichkeit, wohin man auch blickt: Infinity-Poollandschaft – und das wahre Glück im Meer
Mehrere Stunden rumpelt der schon betagte Landrover durch die Landschaft, folgt engen Küstenwegen, bremst sich runter bis an die aufgewühlte See, und quält sich im Untersetzungsang hinauf bis zur spektakulären Aussicht nicht nur über das Naturschutzgebiet. Die ganze Insel liegt einem hier zu Füßen. Mensch, man müsste öfter her kommen. Es gibt noch viel zu entdecken.
Das Leben genießen – im Basilico
Der Abschiedsabend kommt schneller als erhofft. Ich sitze im „Basilico“, dem Fine-Dining-Restaurant des „Anassa“, in dem David Goodridge eine Küche zelebriert, die einem zum Slow-Food-Genießer macht: Man isst einfach so langsam, um jedes Gericht genießen zu können. Bissen für Bissen: Hummer-Dim Sum, Octopus Carpaccio, Thunfisch-Sashimi, gewürzte Garnelen, drei Varianten vom Wagyu-Beef. Dazu gibt es einen kirschroten Syrah-Cabernet von Epos, der schlicht eine Wucht ist. Hach, wie bedauerlich, dass ich bereits nachts abgeholt werde, um zum Flughafen zu fahren. Am liebsten hätte ich noch weiter gegessen, weiter getrunken, das Leben genossen. Statt Koffer zu packen…
Tour über die Akamas: Hier stieg Aphrodite aus dem Schaum. Zum Abschied – ein Cocktail
Es gibt Orte, die das Zeug dazu haben, Lebensziele zu sein. Ich habe mir fest vorgenommen, noch einmal zurück zu kommen. Ins Anassa.
Sorry, mäßig gut fotografiert, aber dennoch sehenswert: das Essen im “Basilico”
Was gefällt:
Für SIE: Das Spa ist sehr gut, es gibt hervorragende Therapeuten, diverse Fitness-Angebote und getrennte Sauna-Bereiche für Mann und Frau. Es werden Thalasso-Anwendungen angeboten und Gesichtsbehandlungen mit Osea-Produkten aus Malibu.
Für IHN: Sportler können hier Mountainbikes oder Rennräder der Hamburger Radschmiede Bergamont leihen. Oder viel schwimmen. Oder einfach: entspannen. Es tut gut.
Ein letzter Blick am Abend: zwei Angler versuchen ihr Glück, das Meer schäumt gegen den Strand…
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Hotel Anassa, 40 Regenas Road, CY-8852 Neo Chorio, Tel. +357-26 888 000
Hinweis: Die Recherchereisen für diesen Blog werden zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien, Reedereien und/oder PR- bzw. Tourismus-Agenturen. Unsere journalistische Freiheit bleibt davon unangetastet. Wir danken den Thanos Hotels und Sabine van Ommen-PR in Berlin.