In ihrer Hamburger Ausstellung „Global Avenue“ zeigt die Fotografin Julia Knop, welche Folgen es für die Metropolen hat, dass die Welt mehr und mehr zusammen wächst…
Wer viel reist, hat sich diese Frage sicherlich schon gestellt: Wo bin ich hier eigentlich? Dafür muss man nicht im Rausch in einem viel zu kleinen Hotelzimmer in Bahnhofsnähe aufwachen. Dafür genügt es, bei vollem Bewusstsein durch die Einkaufsmeile einer Metropole zu streifen. Man folgt einer Straße ohne eigenen Charkter – und sieht die überall gleiche Werbung, das überall gleiche Fast Food, die überall gleichen Autos, die überall gleichen Labels mit ihren überall gleichen, großen Shops.
Diese Beobachtung einer metropolen Orientierungslosigkeit ist die Basis der Arbeit der Fotografin Julia Knop. Für ihre Ausstellung „Global Avenue“ geht sie aber noch einen Schritt weiter und fragt: Wenn sich die Einkaufsstraßen vieler Weltstädte immer mehr ähneln, welchen Einfluss hat das auf die Verhaltensweise der Menschen, die diese Straßen beleben? Gleichen die sich einander auch immer mehr an?
Die Antworten darauf suchte die Fotografin in vier Weltstädten – Shanghai, Istanbul, Sao Paulo und Berlin. In jeder dieser Metropolen hat sie sich für eine Magistrale entschieden. Um diese zu finden, bediente sie sich Sozialer Netze und der Meinung von Experten. Und dann verlegte sie für mehr als eine Woche ihren Lebensmittelpunkt auf diese Global Avenues. Sie hat Menschen beobachtet, Stimmungen eingefangen, fotografiert. Die Idee ist genial, verblüffend eigentlich, dass noch niemand drauf gekommen ist. Das Ergebnis ist phänomenal.
Zu sehen ist es jetzt an den Messehallen, wo die Ausstellung „Global Avenue“ gezeigt wird, mehr als 40 großformatige Bilder unter offenem Himmel – umsonst und draußen, in der größten Galerie Hamburgs. Der Stil der Streetphotography kennzeichnet die Bilder. Und wer sie betrachtet, erkennt schnell, Julia Knop inszeniert die Straßen nicht, sie dokumentiert, taucht ein, nimmt teil, begleitet, fotografiert.
Im Gespräch erweist sich Julia Knop als ebenso sensible wie präzise Beobachterin. Hinter den offenkundigen Gemeinsamkeiten der „Global Avenues“ sind ihr so manche Parallele im Detail aufgefallen: Dass es viel Armut gibt auf den großen Straßen der Welt. Dass die Menschen im Takt ihrer Smartphones leben. Dass es überall Kaffee in Styropor-Bechern gibt. Und – so Julia – verdammt viele T-Shirts mit Motiven der Punk-Band Ramones.
Julia Knop wird ihre Arbeit fortsetzen. Weitere Weltstädte stehen auf ihrer Agenda. „Global Avenue“ als weltumspannendes Projekt. Noch bis Anfang Dezember ist die Ausstellung in Hamburg zu sehen.
Ausstellung von Julia Knop
Messehallen Hamburg, Karolinenstraße, gegenüber dem Messeplatz
bis zum 6.Dezember 2015